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Spurensuche – Der KompASS Weihnachtskrimi – Teil 2

„Das ist doch nicht ihr Ernst!“, entfuhr es Finn. „Warum sollten wir so etwas tun?“. Auch Michel war über den Verdacht seines Lehrers fassungslos.
„Erinnert ihr euch nicht mehr an letzten Sommer?“, fragte Herr Arnold. Das taten sie. Auf einer Klassenfahrt am Meer hatten Finn und Michel versucht, einen alten Brief der Seeleute mitgehen zu lassen. Dort hatte es dutzende alte Schriftstücke gegeben, und sie waren sich damals sicher, dass bestimmt nicht es nicht auffallen würde, wenn eines plötzlich fehlte. Dumm nur, dass Michel das Ausstellungsstück nach der erfolgreichen Aktion mit seinem eigenen Brief verwechselt, und an seine Eltern geschickt hatte.
Als der Diebstahl dann aufflog, war es für ihn und Finn sehr peinlich gewesen. Glücklicherweise hatten ihr Lehrer und ihre Eltern vereinbart, nicht die Polizei zu verständigen, sondern den Brief anonym an das Museum zurückzuschicken. Doch sie hatten die Aktion selbst zugegeben, sich entschuldigt und in Grund und Boden geschämt. Das Thema war eigentlich schon lange gegessen!
„Warum verdächtigen sie nicht mich und Jana?“, fragte Leonie. „Genau! Wir alle haben schon mal Mist gebaut, sie bestimmt auch!“, verteidigte Jana ebenfalls ihre Freunde.
„Ihr seit vom Unterricht ausgeschlossen!“, rief Herr Arnold. Vor lauter Wut war er mittlerweile so rot wie eine Tomate.
„Schön! Dann haben wir ja noch mehr Zeit zum Ermitteln!“, konterte Michel. „Was für ein Unterricht überhaupt? Wir haben heute offiziell schulfrei!“, lachte Leonie.
Kopfschüttelnd ging ihr Lehrer davon. „Wenn ihr mir bis morgen die Kugel nicht zurückgebt, werde ich mit der Direktorin sprechen!“, rief er noch.
„Wir werden es versuchen!“, antwortete Finn. Sie setzten sich auf eine Bank. „Du willst also selbst ermitteln, Michel?“, wollte Jana wissen. „Warum denn nicht?“, antwortete dieser. „Dann lasst uns doch zuerst Sofia beschatten. Immerhin ist sie ja momentan die Hauptverdächtige.“, schlug Leonie vor. „Nein. Auf gar keinen Fall. Ich hocke doch nicht eine Stunde im Gebüsch, nur um Miss Sonderbar beim Baumschmücken zuzusehen.“, wehrte sich Michel. „Und wahrscheinlich würdest du dich sowieso schon nach fünf Minuten durch einen lauten Furz verraten.“, lachte Finn.
Leonie verdrehte die Augen. „Dann mach ich es halt alleine. Und was wollt ihr stattdessen machen?“. „Wir könnten noch einmal alles Revue passieren lassen. Vielleicht fällt uns ja etwas sonderbares auf.“, schlug Jana vor. Michel nickte.
Finn dagegen hatte noch eine Idee. „Wie wäre es, wenn ich noch einmal nach der Baumspitze suche? Vielleicht ist sie ja doch noch unter dem Zaun durchgerutscht, oder ein Fuchs hat sie gestohlen…“. „Woran du wieder denkst. Aber gut.“, sagte Jana. „Dann treffen wir uns in einer Stunde wieder hier.“, sagte Leonie und schlich langsam in Richtung Tannenbaum
Finn hingegen hangelte sich wieder unter dem Zaun durch und begann, alle Stellen, wo die Spitze hingerutscht sein könnte, systematisch abzusuchen. Nach zwanzig Minuten war er sich sicher. Hier war sie nicht. Also ging er nun von der Möglichkeit mit dem Fuchs aus.

Ursprünglich war es nur ein Scherz gewesen, doch jetzt, wo er überzeugt war, dass die Tannenbaumspitze sich nicht im Bereich der Straße hinter des Zaunes befand, hielt er diese Option nicht mehr für so unwahrscheinlich. Einen Fuchs hatte er hier zwar noch nie gesehen, doch wenn tatsächlich einer dahintersteckte, konnte sich die Spitze genau genommen überall befinden.
Unterdessen war Leonie auf das Flachdach der Aula geklettert, die sich nur unweit der festlich geschmückten Stände und der noch nicht ganz so festlichen Tanne befand, und lugte nun unauffällig über die Außenleiste. Sehr bequem war es hier zwar nicht, aber wenigstens hatte sie ihre Brotdose und Kopfhörer dabei. Doch die nächste halbe Stunde tat sich nichts Ungewöhnliches.

Ab und zu sah sie Finn, der immer noch suchte. Schließlich war der Baum bis auf die Spitze fertig, und alle Schüler kamen in einem Kreis zusammen. Rasch verstaute Leonie ihre Kopfhörer und die Brotdose und richtete dann ihre volle Aufmerksamkeit auf Sofia.
Nachdem sich alle verabschiedet haben, ging die neue Schülerin zu den Fahrradständern. In Windeseile kletterte sie nun die Eisensprossen, über die sie auf das Dach gelangt war, wieder hinab, und lief zu ihrem Fahrrad.
Doch Sofia war noch nicht da. Also holte Leonie schnell ihr Handy hervor, und tat so, als würde sie mit jemandem telefonieren. In Wirklichkeit überwachte sie weiterhin das Gelände. In diesem Moment entdeckte sie Sofia. Doch anstatt sich auf eins der Fahrräder zu schwingen, ging Sofia weiter in Richtung Sporthalle und stieg eine alte Außentreppe neben dem Gebäude hinab.
Jeder kannte diese Treppe, doch niemand wusste genau, wohin sie führte. Noch bevor Leonie die Stufen ebenfalls hinabsteigen konnte, kam Sofia wieder hoch. Mit der Spitze.

Anstatt sie zu konfrontieren, folgte Leonie ihr weiter. Sie wollte wissen, was ihre Mitschülerin damit vor hatte. Doch sehr weit ging die Reise nicht mehr.
Hinter dem Zaun, unter dem sie die Spitze verloren hatten, warf Sofia sie einfach ins Gebüsch, bevor sie endgültig den Heimweg antrat. Nachdem sie weit genug entfernt war, hob Leonie die Spitze auf und rannte damit zu Jana und Michel. Etwa zeitgleich traf auch Finn ein und sie tauschten sich aus. „Wo hast du die denn gefunden?“, stammelte Finn, als er Leonie mit der Baumspitze sah. „Hinter dem Zaun im Gebüsch!“, triumphierte Leonie. „Aber da habe ich doch auch schon gesucht!“. Finn begann ernsthaft, an seinem Verstand zu zweifeln.
Nachdem Leonie Finns verwirrte Blicke genügend ausgekostet hatte, erklärte sie, was passiert war. „Und wo ist das Motiv? Warum klaut Sofia die Spitze, deponiert sie unter dieser Treppe und wirft sie eine Stunde später in die Walachei?“, fragte sich Michel.
„Wir haben auch was zu vermelden.“, sagte Jana ernst. „Und das wäre?“ ,fragte Leonie. „Könnt ihr euch daran erinnern, dass es in den letzten zwei Wochen auch nur ansatzweise Niederschlag gab?“, fragte Jana. Die anderen schüttelten die Köpfe. „Und warum haben wir dann eine zentimeterdicke Eisschicht auf dem Boden? Und warum nur hier?“, machte sie weiter. Finns Augen wurden so groß wie Teetassen. „Und seit wann ist dieser riesige Spalt unter dem Zaun? Und warum sieht es irgendwie so unprofessionell aus?“ Janas Miene wurde noch ernster. „Leute. Da wollte jemand, dass wir die Spitze verlieren.“

→ Wenn ihr erfahren wollt, wie es weitergeht, dann lest am 3. Advent die Fortsetzung, nur im KompASS Adventskalender!

Emil (10b)