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Das Unschuldslamm – Der KompASS Weihnachtskrimi – Teil 3

„Krass, oder?“, fragte Michel. Die anderen nickten. „Meint ihr, Sofia steckt dahinter?“, überlegte Leonie. „Unmöglich. Sie wusste doch bis vorhin gar nicht, dass die Spitze aus Gold ist, und unsere Falle hat der Täter ja ganz offensichtlich spätestens Gestern Nacht vorbereitet.“, widerlegte Finn ihre Theorie. „Und wenn sie gelogen hat?“, wandte Michel ein. „Mir fällt grad ein, dass sie doch so komische Schuhe anhatte.“, überlegte Leonie weiter. „Was war denn mit denen?“, hakte Finn nach. „Na, die hatten solche Stacheln unten, wie nennt man das noch mal…“, versuchte Leonie sie näher zu beschreiben. „Spikes!“, sagte Michel und war plötzlich ganz aufgeregt. „Aber das heißt ja, dass sie auf das Glatteis vorbereitet war!“. „Sie muss die Täterin sein.“, sagte Finn. „Oder eine der Täter.“, meinte Jana. Die anderen sahen sie fragend an. „Was ist mit Herr Arnold? Der hat doch auch Dreck am Stecken!“, erklärte Jana ihre Andeutung. „Und wie soll der daran beteiligt sein?“, wollte Leonie wissen. „Das gilt es herauszufinden. Ich würde sagen, wir teilen uns noch mal auf. Dieses Mal geht einer zu dieser Treppe, wo Sofia die Spitze deponiert hatte.“, begann Jana. „Das mach ich!“ Leonies Hand schnellte nach oben. „Dann sollte je einer zu Sofia und zu Herrn Arnold nach Hause fahren und sie observieren.“ Dieses Mal meldeten sich Michel und Finn. „Und ich bringe die Spitze an den Tannenbaum an. Wenn ihr etwas bemerkt, dann schreibt es in unsere WhatsApp-Gruppe.“, beendete Jana ihre Strategie. „In welche WhatsApp-Gruppe?“, hakte Leonie nach. „In die, die ich gerade unter dem Namen ‚Spitzendetektive‘ erstellt habe.“, sagte Jana und steckte ihr Handy wieder in die Hosentasche. „Alles klar!“, sagte Finn und ging mit Michel zu den Fahrradständern. „Okay. Wer fährt zu wem?“, fragte letzterer, als sie schließlich bereit waren, loszufahren. „Wo wohnen die überhaupt?“, entgegnete Finn. „Ich habe nämlich kein Interesse daran, jetzt wahllos jemanden auszusuchen, für den ich bis ins Taka-Tuka-Land muss.“ „Kein Problem.“, sagte Michel und schaute in die Klassenliste, die er glücklicherweise auf seinem Handy hatte. „Herr Fred Arnold…“ „Fred!“, gluckste Finn. „Herr Fred Wilhelm Arnold wohnt im Ahornweg 1″, las Michel unbeirrt vor. „Und diese Sofia wohnt im Bohrnweg 2!“, Finn war nicht zu bremsen. Doch dann wurde er schlagartig ernst, als er mit Michel las, wo sie tatsächlich wohnte. „Ahornweg 1.“ Einen Moment waren beide still. „Umso besser. Dann müssen wir uns nicht mehr aufteilen.“, sagte Finn schließlich und schwang sich auf sein Rad. „Wie kann das sein?“, fragte Michel.

Bis zum Ahornweg waren es höchstens zwei Kilometer. Nach einer Viertelstunde waren sie bei einem kleinen, schäbigen Haus angekommen. „Ich dachte, Lehrer verdienen ganz gut.“, meinte Finn. Da öffnete sich im Obergeschoss ein Fenster. „Kommt schnell hoch, ich werfe euch eine Strickleiter runter!“, flüsterte Sofia. „Warum auf einmal so offen, hm?“, fragte Michel. „Pscht!“, machte Sofia. „Steigt auf oder verschwindet!“. „Liebend gern.“ Finn hatte bereits den ersten Fuß auf den Sprossen. Schließlich saßen sie zu dritt in Sofias „Kinderzimmer“, welches eher an eine Arrestzelle erinnerte. Statt einem Schreibtisch mit Stuhl gab es hier eine aus morschen Holzbrettern zusammengenagelte Arbeitsfläche und ein kleiner Schemel und anstelle eines Bettes verfügte das Zimmer lediglich über einen löchrigen Schlafsack und eine Decke. „Ich bin unschuldig! Es war alles ein Auftrag.“, begann Sofia zu erzählen. Gebannt hörten Finn und Michel zu.

Unterdessen hatte Leonie den Keller der Turnhalle ins Visier genommen, wo Sofia die Spitze gelagert hatte. Zunächst war ihr nichts aufgefallen. Überall lagen Bälle und andere Sportgegenstände. Doch dann hatte sie hinter einem großen Turnkasten eine Tür entdeckt. Sie war so klein, dass sie vermutete, sie solle geheim bleiben. In gebückter Haltung stieg sie hindurch und machte wieder zu. In dem kleinem, modrigem Raum, in dem sie sich befand, gab es keinerlei Licht. Glücklicherweise hatte Leonie ihr Handy und damit eine Taschenlampe dabei. Auf einer großen Arbeitsfläche aus Stahl lagen eine Rolle Blech, ein Schweißgerät, ein Eimer Farbe, ein Hammer und eine Kiste mit unterschiedlich großen Metallkugeln. „Dann will ich mal sehen, was man damit feines Basteln kann.“, murmelte Leonie und setzte sich hin. Sie schnitt ein großes Stück Blech ab, und fing an, es mit dem Hammer und den Kugeln zu formen. Schließlich hatte sie drei Komponenten für ihre eigene Christbaumspitze zusammen und griff gerade nach dem Schweißgerät, als die Tür hinter ihr aufflog. „Was machst du da?“ schrie jemand. „Frau Ziegler?“, Leonie war völlig verdattert. Sie hätte mit jedem gerechnet, aber nicht mit ihrer Kunstlehrerin. „Verschwinde, oder die Spitze verschwindet noch einmal. Und dann auf dein Konto.“ „Wieso? Die Spitze ist doch immer noch weg. Lediglich die Replik haben wir wiedergefunden!“ bluffte Leonie, der sich in diesem Moment alles erschloss. „Das weiß aber niemand.“, entgegnete ihre Lehrerin. Leonie hatte offenbar richtiggelegen. „Gestatten sie mir, ein Erinnerungsfoto von der Situation zu machen? Für das Jahrbuch!“ Leonie öffnete die Kamera-App. Doch dadurch deaktivierte sie die Taschenlampe und es wurde stockfinster. Zwar gab es einen Fotoblitz und Leonie erhielt eine gestochen scharfe Aufnahme, doch Frau Ziegler, die Leonie das Handy abnehmen wollte, konnte diese nicht mehr sehen. Um sich zu schützen, schaltete Leonie die Taschenlampe wieder ein und griff nach dem Eimer mit der Farbe und hielt ihn bedrohlich zu ihrer Lehrerin. Der Goldlack würde sie im Notfall ausreichend irritieren, um zu flüchten. Doch ihre Lehrerin griff ohne mit der Wimper zu zucken nach dem Hammer. Leonie erstarrte, jedoch nur kurz, dann tauschte sie die Farbe gegen das Schweißgerät. Niemals würde sie davon Gebrauch machen, aber sie hoffte, dass es ihre Lehrerin abschrecken könnte.

Da kamen Jana, Finn, Michel und Sofia herein. „Eigentlich hatte ich nicht damit gerechnet, beim Befestigen der Baumspitze noch etwas herauszufinden, doch eine Tropfnase war sehr aufschlussreich.“ sagte Jana und ignorierte völlig die ungewöhnliche Szene, in der sie Leonie und ihre Kunstlehrerin vorgefunden hatte. „So aufschlussreich, dass ich daraufhin die Spitze im Chemieraum einigen Tests unterzogen habe.“, machte sie weiter. „Und? Blech mit Goldlack, oder?“, meinte Leonie. „Aluminium. Ich habe mir erlaubt, ein Stück herauszuschneiden und in vierzigprozentige Salzsäure zu geben. Es hat sich aufgelöst. Das war der Beweis.“, erzählte Jana zu Ende „Und wo ist das Original?“ wollte Leonie wissen. Sofia senkte den Blick und öffnete ihren Rucksack. „Hier ist das Original.“

Wenn ihr erfahren wollt, wie es weitergeht, dann lest am 4. Advent die Fortsetzung, nur im KompASS Adventskalender!

Emil (10b)